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„Die, die geraucht haben, blieben dahinter“ Kurt Bork im Portrait

Fotos: Sina Horsthemke
 

Ahlen, 16. Juli 2003. Es ist unerträglich heiß. Trotzdem haben es einige sportliche Ahlener geschafft, am Freibad vorbei und in den Sportpark Nord zu fahren. Ihr Ziel: Das Sportabzeichen.Kurt Bork sagt dazu: "Ein schwaches Ergebnis heute. Sonst sind viel mehr hier." Der 87-Jährige, einer der acht Ehrenamtlichen aus dem Sportabzeichenteam, ist heute ausnahmsweise mal nicht sportlich. Sein Job ist es, den Überblick über die Ergebnisse der schwitzenden Leichtathleten zu wahren.

"Bis jetzt haben wir 147 Abnahmen bei den Erwachsenen, 63 bei den Jugendlichen und nochmal 33 Minisportabzeichen", hat Bork trotz der ständigen Zwischenfragen der Sportler alles im Griff. Hier einen Aufnahmebogen, dort ein paar Ergebnisse, dann wieder jemand, der schnell eine Stoppuhr braucht. Von Mai bis September ist das Ahlener Sportabzeichenteam jeden Mittwochabend für zwei Stunden im Einsatz, dazu kommen die Sondertermine zum Schwimmen, Skaten und Radfahren.

"Am letzten Sonntag, da gab es an die hundert Schwimm-Abnahmen, und wir waren nur vier Kampfrichter", erzählt Bork. Kampfrichter der Leichtathletik ist er jetzt seit 38 Jahren. Und seitdem leistet er nicht nur in der Sportabzeichensaison Großes, sondern hilft auch bei den Ahlener Schulwettkämpfen aus.

Und selbst? "Das 38. Abzeichen ist jetzt in Arbeit, nur noch Kugelstoßen fehlt mir." Radfahren, Schwimmen, Sprinten und Springen hat er also schon hinter sich. Aber wann erfüllt ein Sportabzeichenbetreuer die Anforderungen für sein eigenes Abzeichen? "Wenn die anderen fertig sind, dann machen wir das", erzählt der 87-jährige Ahlener, dem man sein Alter kein bisschen ansieht. "Oder schnell zwischendurch."

Bis er 14 wurde, hat er Fußball gespielt, "Schluss damit", dachte er dann und ließ die Leichtathletik zur Leidenschaft werden. An die Teilnahme an einer Deutschen Mehrkampfmeisterschaft kann sich Bork erinnern, genauso wie an mehrere Westfalen- und natürlich zahlreiche Kreismeisterschaften. "Die Urkunden und Zeitungsartikel habe ich alle noch zu Hause", kommt der Sportbegeisterte ins Schwärmen, obwohl zwischendurch immer wieder jede Menge zu tun ist.

Nachdem er einem fragenden Kind ein paar Anmeldebögen und einen Stift in die Hand gedrückt hat, setzt er seine Brille auf und will es genau wissen. Kugelstoßen steht ja noch aus. Auf dem Infoblatt zur höchsten sportlichen Auszeichnung außerhalb des Wettkampfsports steht die erforderliche Mindestleistung je nach Alter: "Das ist ja ne Kleinigkeit", stellt Bork gelassen fest. "6,50 Meter, die kleine Kugel da." Das 38. Sportabzeichen ist also so gut wie sicher. "Früher", blickt er knapp 70 Jahre zurück, "musste man für das Sportabzeichen noch 10 000 Meter laufen." Bei dem Gedanken an sein erstes Abzeichen 1934 muss er lachen. "Die, die geraucht haben, blieben dahinter, da war nach sieben Kilometern Feierabend."

Zwanzig Jahre lang war Bork Schatzmeister in seinem Verein, aber "das wurde mir alles zu viel", sagt er und deutet kurze Zeit später auf einen dicken Ordner in seiner Tasche, den er jedes Mal wieder mitschleppe. Abzeichen vom vergangenen Jahr, erzählt er, die seien alle nicht abgeholt worden.

Die anderen sieben Kampfrichter aus dem Team, die heute irgendwo im Stadion mit den potentiellen Sportabzeichenbesitzern unterwegs waren, trudeln so langsam wieder am Geräteraum ein und bringen Harken, Messbänder und Bälle zurück. Zwei Männer geben die Karten mit ihrer Leistungsübersicht nach den zwei Stunden wieder ab, im Sprint habe es nicht gereicht. Kurt Bork, der die Bögen wieder einsortiert und im Sprint wie im Kugelstoßen keine Probleme hat, sagt dazu mit einem Augenzwinkern: "Jaja, mal wieder zwei Pfund abnehmen, dann geht das auch wieder." Sina Horsthemke